2011 feierte der 1. FCN 04 den Aufstieg in die Oberliga. Zum 10-jährigen Jubiläum wollen wir an die Aufstiegs-Helden erinnern. Wie haben sie die Saison erlebt? Was ist aus ihnen geworden? Antworten kamen aus Neubrandenburg, Berlin, Potsdam, aus Rostock, aus Schönberg, aus Zürich und New York.
„Er war gar nicht vorgesehen für den Kader, aber er hat im letzten halben Jahr einen sehr großen Sprung gemacht“. Das bescheinigte Trainer Jürgen Decker dem damals 20jährigen Martin Lukaschik im Frühjahr 2011. Gute Technik, Spielübersicht und ein feines Füsschen bei Freistößen und großer Trainingseifer zeichneten das Mittelfeldtalent aus. Bereits mit 5 Jahren hatte ihn seine Mutter beim damaligen FCT angemeldet, weil er schon in der Wohnung immer gegen alles getreten habe, was rund war, berichtete die Heimatzeitung.
Beim Spiel gegen den Torgelower FC Greif II Mitte April war es dann so weit: Martin stand das erste Mal in der Startelf. Und knapp einen Monate später, schlug er beim vorentscheidenen Spiel gegen den Rostocker FC den Freistoß, den Kevin Riechert per Kopf zur 1:0-Führung verwandelte.
Neben dieser Vorlage geht seine Erinnerung auch noch eine Woche zurück: „26. Spieltag, Freitag Abend, Flutlicht, zu Hause gegen Greifswald. 76. Minute. Mal wieder ein Foul nahe der Seitenlinie vor der Tribüne. Diesmal schnappte ich mir den Ball zum Freistoß und zirkelte ihn maßgeschneidert auf Schmiddis Kopf, der in die lange Ecke zum 1:0 Siegtreffer verlängert. Ich erinnere mich gern daran zurück, weil es mir als junger Spieler unglaublich viel bedeutet hat, dass ich meinen Teil zum Aufstieg beitragen konnte.“
Die Truppe seinerzeit sei überragend gewesen. „Es gab so viele Charaktere im Team, die dafür gesorgt haben, dass auf dem Platz viel gefordert wurde, und außerhalb des Platzes eine lustige und familiäre Atmosphäre herrschte. Dafür bin ich auch gerne 2-mal die Woche früher aus den Vorlesungen in Rostock verschwunden, um den Zug zum Training zu schaffen. Die gute Stimmung war nicht verwunderlich, da 90-Prozent des Teams seit den Jugendjahren beim FCN zusammen gespielt haben. Als jüngster Spieler im Team war es natürlich am einfachsten Anschluss zu finden mit den Jungs, die schon in der B- und A-Jugend Teamkameraden waren: Fugger, Schmuncki, Christoph Hacker, Steven Deerberg (mit dem ich privat noch täglich Kontakt habe). Aber auch die Erfahrenen wie Thomas Wegner oder Michael Gaede haben sich dafür eingesetzt, dass man Teil des Teams wird, was mir sehr geholfen hat.“
Und auch den Coach habe er bestens im Gedächtnis. „Er hatte ein klasse Verhältnis zur Mannschaft, das sogar über seinen späteren Abschied hinaus bestehen blieb. Fugger, Schmuncki, und Holzer waren mal nach einem Spiel in meiner Studentenbude in Rostock zu Gast. Als wir uns dann nachts auf den Weg in die Stadt machten, sahen wir Herrn Decker im Auto vor uns. Wir konnten nicht anders als ihn mit Hupen und Gesten zum Straßenrand zu bewegen um ihn lautstark zu begrüßen.“
Zu einem großen Sprung setzte Martin nach Abschluss seines BWL-Studiums in Rostock an:
„Durch monatelange Arbeit hatte ich mir ein Vollstipendium an der Fairleigh Dickinson University bei New York City verdient, was mir mein Masterstudium im Sportmanagement ermöglichte“, berichtet er. „Ich bin überglücklich, den Schritt aus der Heimat in die USA gewagt zu haben. Neben der Erfahrung im College-Fußball, gab es auch noch ein paar andere fußballerische Highlights. Mit meinem lokalen Team (FC Motown) haben wir es in die Profirunde des Lamar Hunt U.S. Open Cup (amerikanischer DFB-Pokal) geschafft. Wir haben das landesweite Finale unserer Liga (120 Teams aus der ganzen USA) vor ein paar Tausend Zuschauern gespielt, und ich konnte in einem Trainingsspiel gegen New York City FC mit David Villa und Andrea Pirlo auf einem Platz stehen. Ein surreales Erlebnis!“ Mittlerweile, so Martin weiter, spiele er mehr Cash-Turniere im 5 gegen 5 oder 7 gegen 7 mit seinen südamerikanischen Freunden. Da gehe es auch ordentlich zur Sache, denn es gehe um ein paar Tausend Dollar Preisgeld. „Aber Hallenfußball lag mir schon immer, so dass man ein bisschen Taschengeld einstecken kann, um all die Dinge genießen zu können die Manhattan zu bieten hat.“
Wie er weiter schreibt, hat er sich zum Leiter einer modernen Fußballhalle mit 40 Mitarbeitern hochgearbeitet. „Eine super interessante Aufgabe und Arbeitsumgebung, bei der man mit den MLS-Teams und Fußballlegenden, wie Carlos Valderrama in Kontakt kam.“
Vor einem Jahr, so beschreibt Martin sein jüngstes Projekt, „konnte mich dann Benjamin Kwast, auch ein ehemaliger FCN-Jugendspieler, davon überzeugen, mich einer lukrativen Logistikfirma anzuschließen, die hauptsächlich Import/Export zwischen Deutschland und den USA betreibt.“