Herzerwärmendes Wiedersehen nach 60 Jahren – Aufstiegsheld „Pele“ aus Guinea besucht Stadt und trifft alte Freunde

Herzerwärmendes Wiedersehen nach 60 Jahren
Aufstiegsheld „Pele“ aus Guinea besucht Stadt und trifft alte Freunde
Welch ein später Fußball-Nachmittag: Während unsere Erste in Warnemünde mit einem 8:0-Sieg ins Achtelfinale des Landespokals zieht – stehen zur gleichen Zeit im Mittelkreis des heimischen neu.sw-Stadions eine handvoll älterer Herren und spielen sich fröhlich den Ball zu. Vor 60 Jahren jubelten sie gemeinsam, feierten mit 12 000 Fans den Aufstieg des damaligen SC Neubrandenburg in die DDR-Oberliga. Und nach 60 Jahren erstmals wieder in Neubrandenburg: Souleymane Cherif. Der „Pele aus Neubrandenburg“, wie ihn Mitspieler und die Anhänger nannten. Er war 1962 aus Guinea zum Studium in die DDR gekommen, wurde rasch vom damaligen Liga-Team entdeckt und trug mit Dribbling, Hackentricks, Fallrückziehern und 12 Toren wesentlich zum Aufstiegin die höchste Spielklasse bei, eroberte schnell die Herzen der Neubrandenburger Fans. Da aber wegen einer Bestimmung des DDR-Verbandes in der Oberliga keine Ausländer spielen durften, konnte „Pele“ seine Laufbahn nicht wie erhofft fortsetzen. Mit ihm, so waren sich die Mitspieler stets sicher, hätte der Abstieg in der folgenden Saison vermieden werden können.
Der jetzt 80jährige ist derzeit mit einer Delegation aus seinem Heimatland in Deutschland zu Gast. Ein Abstecher nach Neubrandenburg war sein Herzenswunsch, um sich die Stadt anzusehen und vor allem um ehemalige Mitspieler zu treffen. Dank Harry Mehrwald konnten kurzfristig Peter Krabbe, Martin Dögow und Dieter Tschernatsch (vom damaligen Lokal-Kontrahenten Vorwärts) der Einladung folgen und lagen sich herzerwärmend nach 60 Jahren mit Pele in den Armen. Gedacht wurde dabei auch der verstorbenen Kameraden wie zuletzt Mannschaftskapitän Jürgen Schröder und Meinhard Uentz. Eine Gedenkminute galt auch unserem vor einigen Tagen verstorbenen Vereinspräsidenten Torsten Hanke.
Viele Erinnerungen wurden wach: Bilder machten die Runde, so vom längst abgerissenen Harder-Stadion. Anekdoten wurden herausgekramt von Peles Bekanntschaft mit dem Schnee im Trainingslager in Thüringen. „Immer wieder hingefallen, aber alles heil geblieben“, lächelt Pele. Ein Trikot unserer Ersten wird künftig im Haus von Pele in Conakry seinen Platz finden neben anderen Zeugnissen seiner Fußballkarriere, in der er es bis zum Nationalspieler brachte. In Vorbereitung auf die WM 1966 habe er in Deutschland sogar „Kaiser“ Franz Beckenbauer getroffen,. erzählte Souleymane Cherif. 1972 wurde er zum ersten Fußballer des Jahres in Afrika gewählt, bekam den „Ballon d’Or. „Ohne die Zeit bei meinen Freunden in Neubrandenburg wäre das alles aber wohl nicht möglich geworden“, bekannte er in der Runde. „Cherif war nicht nur ein toller Fußballer, sondern auch ein fröhlicher aber stets bescheidener Junge, der sich leicht in unser Kollektiv eingefügt hat“, so lobte ihn Harry Mehrwald. Auch in Guinea sei Souleymane Cherif ein Vorbild für die Jugend, hob der Guineische Botschafter S. E. Aliou Barry hevor. Sport und Kultur hätten die Kraft für Verständigung zwischen den Völkern zu sorgen. Er bedankte sich herzlich für die der Delegation entgegengebrachte Gastfreundschaft.
Der Abschied fiel allen schwer, aber im Herzen werde man immer verbunden bleiben, so Souleymane Cherif. „Ich werde dich nie vergessen“, sagte Harry Mehrwald und sprach dabei auch im Namen der anderen Aufstiegs-Helden, wie Erich Hamann oder Horst Tunn kurzfristig absagen mussten.
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